Der Wettbewerb der 26 Unternehmen mit geschützter geographischer Angabe zur Peking-Anerkennung

Nach der Einigung in Brüssel am vergangenen 2. Juni zwischen Europa und China, nach der die gegenseitige Anerkennung der jeweils 100 geographischen Angaben (GIs) geben sollte, ist die Stimmung optimistisch. China erzielte wesentliche Fortschritte in Bezug auf die Lebensmittelsicherheit und die Qualitätsgewährleistung. Aqsiq, die staatliche Agentur für Sicherheit und Qualität, hat vergangenen Freitag eine echte Revolution im Rahmen der Genehmigungen in der industriellen Produktion angekündigt. Mittlerweile kann Peking, im Vergleich zu den tausenden europäischen, nahezu das Doppelte an geschützten geographischen Angaben (Igp) vorweisen und das Überholmanöver war auch dank der Absatzförderungsstrategie der Produkte für die ausländischen Märkte erfolgreich. Das Abkommen über die GIs stellt hohe Ansprüche und die chinesische Produktion wird aufgewertet, während Europa die sichere Einführung von hochqualitativen Produkten in den erfolgsversprechenden Markt zusagt.

Was passiert an dieser Stelle mit der Brüssel-Wende?

Die Regeln sind für alle gleich, ob Chinesen oder Europäer. Die Einwände gegen die Eintragung in die Liste seitens der Interessenten mit älteren Rechten, sollen daher innerhalb zwei Monaten erhoben werden. Es können zweierlei Probleme für die europäischen, also auch für die italienischen Igs aufkommen. Diese sind die Igs, die vorher als China-Marken von den Mitgliedern des Schutzkonsortiums und die Igs, die vorher als China-Marken von Dritten registriert wurden, die jedoch nichts mit den entsprechenden Schutzkonsortien zu tun haben.

Das erste Szenario könnte man leicht lösen: Üblicherweise erlauben die Produktspezifikationen der geschützten Ursprungsbezeichnungen (Dop) den Mitgliedern nicht, den Namen der Dop als Marke zu registrieren, daher wäre die Abtretung oder ein freiwilliger Verzicht auf die Marke ausreichend. Bezüglich der zweiten Situation, könnte sich Stillstand ergeben, indem die Dop im Falle eines Einwandes seitens der entsprechenden Inhaber der registrierten Marken nicht genehmigt werden würde. Somit gäbe es streitige Verfahren, trotz der Gis-Wende und der Möglichkeit der erforderlichen Überprüfungen, ob der Name widerrechtlich geführt wurde. Inzwischen mussten die Konsortien ebenfalls einen chinesischen „verfügbaren“ Namen verwenden.

Wer sich für den chinesischen Markt interessiert, soll sich jedenfalls bis zum Ende schützen mit dem Ziel das Endabkommen zu erreichen. Die Konsortien sind viel wert – allein der Chianti weist einen Milliarden-Umsatz vor – und, um all dies zu verteidigen, wie Luigi Scordamaglio, Präsident von Federalimentare, hervorhebt „ist die Verhandlungsrolle auch aufgrund der sehr komplexen chinesischen Bürokratie wichtig. Die schriftlichen Regeln sind ein wichtiger Startpunkt für eine Diskussion.“ Es ist unvermeidbar auf rechtliche Strukturen und Bildung zu setzen. Die Luiss School of Law hat den ersten Masterstudiengang in Italien arrangiert (es gibt wenige in Europa) für Studium und Vertiefung aller Rechts- und Verwaltungsproblematiken der Nahrungsmittelkette. Enzo Moavero Milanesi ist, zusammen mit Maria Pia Ragionieri und Gustavo Ghidini, Kodirektor. Der Masterstudiengang ist in englischer Sprache, hier lehren internationale Dozenten und Profis der in Rom ansässigen internationalen Organisationen (Wfp, Fao und Ifad). Teilnehmer sind Ministeriumsbeamten der Landwirtschaftspolitik, ausländische Diplomaten, die sich für diesen Bildungstyp interessieren.

Die zweite Ausgabe startet im Oktober. Die Bemühungen auf diesem Gebiet sind nicht neu. „Wir hoffen, dass diese Beziehung längerfristig und intensiv wächst, mit den Vertretern der chinesischen Institutionen, die die Entwicklung und die Anwendung der Agrar- und Ernährungswirtschaft gestalten. Insbesondere – betrachtet Ghidini – auch was die Beziehungen zwischen unseren Ländern in Bezug auf die Lebensmittelsicherheit betrifft. Durch das am 2. September 2016 zwischen dem Ministerium der Landwirtschaftspolitik und dem chinesischen E-Commerce-Gigant Alibaba vereinbarte Cooperation Memorandum of Understanding haben Italien und China kürzlich eine große internationale Zusammenarbeit aufgeschnappt. Ebenso relevant ist der Brief der Absichten vom 28. Januar 2017 zwischen unserem Gesundheitsminister und der Generalverwaltung der Qualitätsüberwachung, der Inspektion und der chinesischen Quarantäne, für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Tiergesundheit und der Lebensmittelsicherheit.“

Rita Fatiguso, il sole 24 ore, 19. Juni 2017

TOP IGPS, Die italienische Liste
Aceto balsamico di Modena
Asiago
Asti
Barbaresco
Bardolino Superiore
Barolo
Brachetto d’Acqui
Bresaola della Valtellina
Brunello di Montalcino
Chianti
Prosecco di Conegliano-Valdobbiadene
Dolcetto d’Alba
Franciacorta
Gorgonzola
Grana Padano
Conegliano Valdobbiadene
Grappa
Montepulciano d’Abruzzo
Mozzarella di bufala campana
Parmigiano Reggiano
Pecorino romano
Prosciutto di Parma
Prosciutto San Daniele
Soave
Taleggio
Toscano nobile di Montepulciano

Soziale Verantwortung. Die Pflicht gilt für börsennotierte Gesellschaften, Banken und Versicherungen mit über 500 Angestellten.

Nachhaltigkeitstest für Unternehmen

Die Unternehmen sollen Nachhaltigkeit als Antrieb im Business integrieren. Das ist das Ziel der Europäischen Union mit der Richtlinie 2014/95/EU.
Die Annahme der neuen Richtlinien in Italien (mit dem Gesetzesdekret 254/2016, ab Januar in Kraft getreten) zwingt große Unternehmen ab nächstem Jahr, zusammen mit den Bilanzen 2017, eine nicht finanzielle Erklärung abzugeben, um die Handlungen auszulegen, die den Umweltschutz, den korrekten Personaleinsatz, die Menschenrechte und die Korruptionsbekämpfung garantieren. Das Dokument wird unter der Verantwortung vom Vorstand erstellt und wie die Handelsbilanz überprüft.

Die Pflicht
Von der freiwilligen sozialen Verantwortung geht man zu einer vorgeschriebenen Berichterstattung, die bis jetzt für Unternehmen von öffentlichem Interesse, d. h. börsennotierte Gesellschaften, Banken und Versicherungen gilt. Die neue Pflicht gilt für Unternehmen mit mind. 500 Angestellten und bei Bilanzabschluss eins der Kriterien erfüllen:

Bilanzsumme höher als 20 Mio.;
Summe höher als 40 Mio. inkl. Verkaufs- und Leistungserlöse.

Die betroffenen Unternehmen sind zirka 300. Wer die Pflicht nicht beachtet, riskiert eine Sanktion in Höhe von 20 bis 100 TEUR.
Die anderen Unternehmen, kleiner oder von nicht öffentlichem Interesse, können freiwillige nichtfinanzielle Erklärungen erstellen, die “konform” zu dem Gesetzesdekret 254/2016 sind.
Es ist ein interessanter Weg, auch weil die Investoren sich immer mehr für Unternehmen interessieren, die hohe Nachhaltigkeit betreiben. Es ist schätzungsweise 30% das weltweite Vermögen, das “verantwortliche” und “nachhaltige” Investments bewegen, während der Impact Investing Markt auf 60 Milliarden Dollar geschätzt wird.

Zur Erklärung der angewandten Politik eines Unternehmens, wird die Nachhaltigkeit immer mehr ein Teil der strategischen Entscheidungen sein: “Die echte Herausforderung für die Unternehmen – erläutert Chiara Mio, Dozentin für Nachhaltigkeitsmanagement an der Universität Ca’ Foscari in Venedig – wird sein, die Nachhaltigkeit im Business zu integrieren, und nicht daneben zu stellen.»
Welche Elemente könnten aber Unternehmen in Schwierigkeiten bringen? “Das Dekret zur Übernahme der europäischen Richtlinie – führt Chiara Mio fort – möchte in die Erklärung ausschließlich unternehmensrelevante Themen aufnehmen, in Anbetracht seiner Tätigkeiten und Eigenschaften. Es wird außerdem verlangt, dass Informationen enthalten werden, über die getroffenen Maßnahmen, um Menschenrechtsverletzungen vorzubeugen. Dies erfordert eine gründliche Kenntnis über das Verhalten der Lieferantenketten, auch der ausländischen, nicht immer leicht.” Darüber hinaus, erklärt Margherita Bianchini, stellvertretender Direktor von Assonime, Gesellschaft zwischen den italienischen Aktiengesellschaften, “basiert die neue Pflicht auf das Complain- oder Explainprinzip: Die Unternehmen können keine Politik in einem oder mehreren Bereichen, die der Gesetzgeber für relevant hält, sofern sie die Begründungen liefern.“

Die aktuelle Situation
Viele große Unternehmen in Italien haben bereits Erfahrung mit Nachhaltigkeitsbilanzen und, sogar mit integrierter Bilanz.
Wo sind wir im Vergleich zum Rest der Welt? Zusammen mit der technischen Hochschule (Politecnico) in Mailand und im Rahmen einer Forschung zu den Nachhaltigkeitskriterien für Unternehmensentscheidungen, hat Mbs Consulting versucht einen Vergleich zu ziehen (Das Band „Das generative Unternehmen“ Feltrinelli Verlag hat die Ergebnisse vor kurzem veröffentlicht). Der Bilanzteil (siehe Grafik) verrät, dass die italienische Unternehmen, im Vergleich zu den internationalen Ersten, nachholen müssen. Es gibt Unterschiede für die einzelnen Bereiche: Während die Lebensmittel- und Energieindustrie viel öfter die Nachhaltigkeitsbilanz und die Ergänzungsbilanz verwenden, verbreiten die Unternehmen aus der Mode- und Versicherungsbranche wenige oder keine Informationen zu den angewandten CSR-Strategien.

Valentina Melis, il sole 24 ore

Die Truppe der Ü50er bei der Arbeit: Es sind 7,5 Mio.

2004 war es einer von fünf, jetzt sind es einer von drei. Vielen der gekündigten Senior-Beschäftigten fällt es schwer sich neu zu positionieren.

Ein Drittel der Beschäftigten in Italien ist zwischen 50 und 64 Jahre alt, es sind 7,5 Mio. Im Jahr 2004, als das italienische statistische Amt ISTAT Erhebungen gestartet hat, waren es ca. ein Fünftel (4,5 Mio.). Das ist die Auswirkung der Bevölkerungsalterung, der Rentenreformen, die das Rentenalter erhöht haben und des Wechsels der Arbeitsplätze, der eher die Ü50 belohnt hat, als die Jüngeren. Die italienische Sozialversicherung INPS zeigte, dass von den 511.000 neuen Arbeitsverhältnissen ab Januar 2017, 91.000 die “reifere” Generation betreffen (überwiegend befristete Verträge) im Vergleich zu den 74.000 der U24. Die ab Januar geschlossenen Arbeitsverträge umfassen die Ü50, die Erwerbstätigen zwischen 30 und 39 Jahre (135.000) und die zwischen 40 und 49 Jahre (123.000), weniger die zwischen 25 und 29 Jahre (86.000). Der Mismatch zwischen Arbeitsangebot und –nachfrage in den technischen Berufen benachteiligt die jüngere Generation, da es schwierig ist Ingenieure, Sachverständige und Facharbeiter zu finden. Für den italienischen Handelskammerverband Unioncamere hatten Unternehmer im ersten Quartal Schwierigkeiten bei der Rekrutierung eines Arbeitnehmers alle fünf Anstellungen (19,9% gegen 12% aus 2016). Für zwei von drei Kandidaten ist die Berufserfahrung zusammen mit der Schulausbildung eine Qualitätsvoraussetzung. «In vielen Firmen, hauptsächlich in den KMU, hat der Umsatz die “Senioren” begünstigt, – erklärt der Arbeitswirtschaftswissenschaftler Carlo Dell’Aringa – der Wechsel hat die große Erfahrung belohnt, die nicht mit jungen Arbeitskräften ersetzt wurde, die durch den fehlenden Dialog zwischen Schule und Produktionswelt benachteiligt werden. Es wird versucht, beide Welten zu verbinden mit der Abwechslung Schule-Arbeit und der Berufsausbildung nach dem deutschen dualen System. Wir müssen die technischen Oberschulen stärken, einer der Erfolgsschlüsseln Deutschlands». Viele während der Krise gekündigten „Senior-Beschäftigten“ hingegen haben es nicht geschafft sich neu in der Arbeitswelt zu positionieren und wurden arbeitslos, nicht erwerbstätig oder gehören zu den 170.000 arbeitslosen Arbeitnehmern, die noch nach der alten Regelung rentenberechtigt sind.

Um einen Überblick der Arbeitsmarktdynamik zu bekommen, nehmen wir Bezug auf den Start der ISTAT-Erhebungen (Januar 2004) und den letzten verfügbaren Monat (Februar 2017): Die Beschäftigungsquote der Altersgruppe 50-64 Jahre ist um 18 Punkte gestiegen (auf 59,1%), die Erwerbstätigen sind 3 Mio. mehr, jedoch hat sich die Zahl der Arbeitslosen mehr als verdoppelt (489.000) und die Arbeitslosenquote liegt bei 6,1% (von 4,2%). Die Nichterwerbstätigen sind 1,3 Mio. weniger (4,7 Mio.), die Quote ist immer hoch (37%), jedoch weniger als 56,3% aus 2004. Die Beteiligung der „Senioren“ am Erwerbsleben ist also gestiegen, selbst wenn viele arbeitslos geblieben sind. Im gleichen Zeitraum ist die allgemeine Beschäftigungsquote stabil geblieben – angesichts der Krise, die die Zahl der Erwerbstätigen zum Minimum herabstürzen ließ – von 57,3% auf 57,5% (ca. 10 Punkte weniger im Vergleich zum europäischen Durchschnitt). Die Arbeitslosenquote ist von 8,3% auf 11,5% gestiegen, für die jungen Leute ist die jedoch von 22,3% auf 35,2% gestiegen (auf den letzten Positionen in Europa), während die Nichterwerbstätigenquote von 37,5% auf 34,8% gesunken ist. «Der Arbeitsmarkt scheint aus Gegendynamik zu bestehen – fügt Dell’Aringa hinzu – die „Senior-Bevölkerung“ ist integrierter als die junge Generation.» Dieses Szenario spiegelt sich in die Produktionswelt wider: «An den Arbeitsorten – erklärt Fabio Costantini, Geschäftsführer von Randstad Hr Solutions – sieht man zeitgleich vier Generationen mit sehr unterschiedlichen Erwartungen; die „Silent-Generation“ (1930-1949), die „Baby-Boomer“ (1950-1969), die „Generation X“ (1970-1981) und die „Generation Y“ (1982-2005). Viele Firmen führen eine Kartierung der Arbeitnehmer aus, um Chancen und kritische Punkte zu ermitteln. Es muss active ageing-Politik angewendet werden und die “Senior-Beschäftigten” sollen als Wertgut gesehen werden.» Randstad hat eine Studie entwickelt mit Interviews mit HR-Verantwortlichen und Managern aus 300 italienischen Unternehmen über die Führung von Ü50-Arbeitnehmern: «Es muss uns bewusst werden, dass die Herausforderung hier und jetzt ist, nicht morgen – fügt Costantini hinzu. Wir sollen der Verbesserung der Arbeitswelt mehr Aufmerksamkeit schenken. Dazu zählen die Werkzeuge zur Arbeitszeitenflexibilität, der Kompetenzwechsel zwischen jungen und reifen Arbeitnehmer, aber auch eine Vergütungspolitik, die dem variablen Vergütungsteil mehr Gewicht verleiht. Auf dieser Weise können die Kompetenzen der „Senior-Arbeitnehmer“ aufgewertet werden. »

Giorgio Pogliotti
Il Sole 24 Ore Sonntag, 9. April 2017
Übersetzung: Angela Farucci

Produktivität: Die Realität bestreitet die Vorurteile

Durch Tarifverträge (oder territoriale Verträge) wird der Austausch zwischen Lohn und Arbeitsproduktivität Realität und betrifft über 5 Mio. Arbeitnehmer. Eine beträchtliche Zahl. Die kritische Aussage gegen die steuerlichen Anreize wird mit der Begründung entkräftet, dass die Produktivitätsprämien im Land nur beschränkt verbreitet sind. Es sind überwiegend Arbeitnehmer von großen und mittleren Unternehmen, aber die angegebene Zahl von 2.901 für territoriale Verträge erfasst 1,2 Mio. Arbeitnehmer und zeigt wie die Bresche auch für die KMU schlägt.

Confindustria (allgemeiner Verband der italienischen Industrie) und die Gewerkschaften haben Mitte Juli für solche Arbeitnehmer eine Vereinbarung getroffen. Somit wird erlaubt, dass kleine Unternehmen ohne betriebliche Gewerkschaftsvertretung Produktivitätsprämien verteilen und in den Genuss der gesetzlichen Steuervergünstigungen kommen. Die Wiedereinführung der Abgeltungssteuer in Höhe von 10% auf die Produktivitätsprämien erfüllt genau den Wunsch der internationalen Organisationen, die seit einiger Zeit von Italien fordern, die Tarifverträge zu verstärken, um die Produktionslücke zwischen dem Belpaese und den führenden europäischen Volkswirtschaften zu schliessen. Bei schwacher Inflation wird das nämlich dazu beitragen, dass die Lohnabrechnungen der Arbeitnehmer attraktiver werden.

Die italienische Zeitung “Il Sole 24 Ore” schreibt, dass diese Vereinbarungen in Italien nicht gleichmäßig verteilt werden, sondern eher in Mittel- und Norditalien. Nicht alle Prämien werden großzügig verteilt. So stellt die Idee eines Vertrags auf nationaler Ebene der Arbeiter in der Metall- und Maschinenbauindustrie eine wichtige Innovation dar, da die gesamte Veränderlichkeit der Prämie ausgedrückt wird.

Die durchschnittliche Lohnhöhe beträgt 1.649 Euro (Brutto p. a.) für Tarifverträge, 1.098 Euro für territoriale Verträge, ergibt insgesamt und im Durchschnitt 1.552 Euro. Das heißt, dass für die territorialen Verträge die Prämien weniger als die Hälfte der höchsten Steuerbefreiung darstellen, die Tarifverträge entsprechen hingegen einem zusätzlichen Monatsgehalt. Es gibt noch viel zu verbessern. Das Problem besteht darin, dass die Vergütungsstruktur der Verträge in der unselbstständigen Erwerbstätigkeit von festen Positionen beherrscht wird. Das Gehalt steigt im Verhältnis zum Alter, statt im Verhältnis zur Produktivität des Arbeitnehmers. Je schwieriger gestaltet sich die Verhandlung eines Vertrags auf nationaler Ebene, desto weniger Platz wird der Unternehmensverhandlung gelassen. Ein Wechsel könnte aber der Vertragsvergleich zwischen Unternehmen und Gewerkschaften darstellen.

Giorgio Pogliotti, Il sole 24 ore, 13. Dezember 2016
Übersetzung: Angela Farucci

Regierungskrise: Wie soll die nächste Exekutive heißen? Das Lösungsverzeichnis

Politiker, Analytiker und Kommentatoren sind auf der Suche nach der richtigen Formel. Um dem Bündnis einen Namen zu geben, recherchiert man sogar in den Erinnerung der Ersten Republik, letztendlich ist die Bedeutung fast immer die gleiche: Eine Koalition mit (fast) allen
von CONCETTO VECCHIO

Was wird es für eine Regierung sein? Eine möglichst große, gibt man zu verstehen. Aber wie soll man sie nennen? Die sprachliche Vielfalt macht sich breit: von Großer Regierung über Nationale Eigenverantwortung bis zu Barockausdrücken der Ersten Republik, alle Termini bedeuten jedoch mehr oder weniger eine Regierung mit (fast) allen. Kleines Krisenwörterbuch

Regierung mit nationaler Eigenverantwortung. Renzis Vorschlag ist eine neue Mehrheit mit den stärksten Parteien, um die Fristen des Landes anzugehen. Forza Italia wäre dabei, Lega Nord und M5S wären hingegen raus.

Zwecksregierung. Der Minister für Infrastruktur und Verkehr Delrio hat während der Sendung „Di Martedí“ eine Regierung angekündigt, die mit Mattarellas Kandidat zur Wahl führt, mit der Absicht die Banken zu retten und das Wahlgesetz zu erneuern. Der M5S-Abgeordnete Di Maio kontert mit dem Bezug auf die Partei der lebenslangen Rentenzahlung und das Umgehen der neuen Wahl: „Seine Absicht ist, die Rente zu kassieren.“

Große Regierung. Im Februar 1990 aus der Andreottis Wochenzeitschrift „Il Sabato“ geprägten Volksformel für eine Regierung aus den Parteien DC, PSI und PCI. Duckmäuserisch antwortete Andreotti: „Ich weiß nicht was meine Freunde oder Freunde meiner Freunde erzählen, ich habe so viele.“ Lettas war nach der Wahl im Jahr 2013 die letzte Große Regierung.

Institutionelle Regierung. Chef der Regierung wäre der Präsident einer Kammer, Grasso oder Boldrini, oder eine externe Persönlichkeit. Derzeit wird die Idee vom Abgeordneten Fabrizio Cicchitto (Ncd) mit dem Vertrauen der 42 Forza Italia-Senatoren unterstützt. 1987 wechselte Fanfani vom Senat zu Palazzo Chigi. Nach Prodis Amtsniederlegung erteilte Napolitano 2008 dem Senatspräsidenten Franco Marini das Sondierungsmandat, ohne Erfolg. Fazit: Es wurde gewählt, Berlusconi gewann die Wahl.

Regierung der nationalen Einheit. Nach Giorgia Meloni (Forza Italia) ein absolutes Übel. Dazu gibt es wiederholende bekannte Beispiele. Ferruccio Parri gründete 1945 die Regierung der nationalen Einheit, De Gasperi und Nenni konnten sich nicht entscheiden. Die Regierung umfasste die Parteien des Widerstands und dauerte 6 Monate.

Regierung des Nicht-Misstrauens. Paolo Naccarato (GAL) hat den Begriff aus der ersten Republik wieder zum Leben erweckt: „Berlusconi soll nun das Nicht-Misstrauen gewähren“. Ein berühmtes Beispiel ist die nationale Solidarität aus dem Jahr 1976 mit Andreotti mit der Enthaltung von PCI, PSI, PSDI und PRI.

Großes Bündnis. Zu guter Letzt. Am vergangenen 1. Dezember bezeichnete Renzi in der Sendung „Zapping“ diese Lösung als „Horrorfilm“, die jedoch das einzige mögliche Szenario nach der Nein-Masse ist. Nach seiner Amtsniederlegung hat Renzis Fraktionsvorsitzende Ettore Rosato sich gestern Abend ein großes Bündnis gewünscht.

La Repubblica, Donnerstag 8. Dezember 2016

Übersetzung: Angela Farucci

Einem Lega Nord-Anhänger wird die Herztransplantation verweigert

Einem Lega Nord-Anhänger wird die Herztransplantation verweigert: Das Herz muss einem Italiener gegeben werden. (Lega Nord ist eine rechtspopulistische, zunehmend fremdenfeindliche Partei in Italien, die zum Teil der extremen Rechten bzw. dem Rechtsextremismus zugerechnet wird) Patient war ein Lega Nord-Anhänger, der nach einem Infarkt in ernsthafter Lebensgefahr schwebte. Der zuständige Herzchirurg lehnte die Transplantation ab mit der Begründung, dass das Herz einem Italiener zugutekommen soll. Laut der Ghebbo-Zeitung unterschrieb der Mediziner also die Erlaubnis, den Patient nach Padanien zu verlegen (Italienisch Padania: Ist ein seit den 1990er-Jahren von der Partei Lega Nord verwendeter Propagandabegriff), um sich dort auf die Warteliste eintragen zu lassen. Der Umzug war jedoch unmöglich, da der Mann durch eine Maschine ans Leben gehalten wurde und es sich schwierig herausstellte die oben genannte Region zu ermitteln.

Die Zeitung berichtet, dass die Geschichte zu einer echten Auseinandersetzung zwischen dem Krankenhaus Ghiscari und der Asur 4 aus Porto Bianco (Kreis Ancona) geführt hat. Hier hatte der Lega Nord-Anhänger die industriellen Abfälle seines Unternehmens in den Fluss Nevola entsorgt, weil Graziano Federici, der Herzchirurg, der über die Transplantation entscheiden sollte, auf die ungenierte und gereizte Frage des venezianischen Kollegen „Warum operiert ihr ihn nicht?“ so geantwortet hätte: „Nach den Anweisungen des Centro Italia Transplant, werden die Herzen der Italiener vorzugsweise den Italienern gegeben. Wenn ihr wollt, kann ich euch ein Wildschweinherz geben.“ So hatte er dann die entsprechende Befreiung unterschrieben. Unabhängig davon, ob diese Version, die die Runde im Krankenhaus Ghiscari gemacht hat, echt oder nicht echt ist, bleibt die Tatsache ist, dass ein Arzt, der einen Patient mit einer Transplantation behandeln sollte, anstatt Zeitplan und Durchführung der Operation mit seinen Kollegen abzusprechen, hat er aufs Papier gebracht, dass der Lega Nord-Anhänger nach Hause könne.

Dem Lega Nord-Anhänger, dessen Name unbekannt ist, man kennt nur seine Herkunft, Lega-Nord, wurde die Transplantation zum Glück von der Hofnarrlandung genehmigt, in Padanien des nicht Nordens und jetzt geht’s ihm gut, naja, er ist wieder wie früher. Der Fall bleibt trotzdem verwirrend und schwer vorstellbar, umso mehr, weil ein Mediziner verwickelt ist, der definitionsgemäß Menschenleben retten sollte, unabhängig von Geschlecht, Religion, Herkunft und Atem.

Augusto Rasori, 10. Juni 2013