Durch Tarifverträge (oder territoriale Verträge) wird der Austausch zwischen Lohn und Arbeitsproduktivität Realität und betrifft über 5 Mio. Arbeitnehmer. Eine beträchtliche Zahl. Die kritische Aussage gegen die steuerlichen Anreize wird mit der Begründung entkräftet, dass die Produktivitätsprämien im Land nur beschränkt verbreitet sind. Es sind überwiegend Arbeitnehmer von großen und mittleren Unternehmen, aber die angegebene Zahl von 2.901 für territoriale Verträge erfasst 1,2 Mio. Arbeitnehmer und zeigt wie die Bresche auch für die KMU schlägt.
Confindustria (allgemeiner Verband der italienischen Industrie) und die Gewerkschaften haben Mitte Juli für solche Arbeitnehmer eine Vereinbarung getroffen. Somit wird erlaubt, dass kleine Unternehmen ohne betriebliche Gewerkschaftsvertretung Produktivitätsprämien verteilen und in den Genuss der gesetzlichen Steuervergünstigungen kommen. Die Wiedereinführung der Abgeltungssteuer in Höhe von 10% auf die Produktivitätsprämien erfüllt genau den Wunsch der internationalen Organisationen, die seit einiger Zeit von Italien fordern, die Tarifverträge zu verstärken, um die Produktionslücke zwischen dem Belpaese und den führenden europäischen Volkswirtschaften zu schliessen. Bei schwacher Inflation wird das nämlich dazu beitragen, dass die Lohnabrechnungen der Arbeitnehmer attraktiver werden.
Die italienische Zeitung “Il Sole 24 Ore” schreibt, dass diese Vereinbarungen in Italien nicht gleichmäßig verteilt werden, sondern eher in Mittel- und Norditalien. Nicht alle Prämien werden großzügig verteilt. So stellt die Idee eines Vertrags auf nationaler Ebene der Arbeiter in der Metall- und Maschinenbauindustrie eine wichtige Innovation dar, da die gesamte Veränderlichkeit der Prämie ausgedrückt wird.
Die durchschnittliche Lohnhöhe beträgt 1.649 Euro (Brutto p. a.) für Tarifverträge, 1.098 Euro für territoriale Verträge, ergibt insgesamt und im Durchschnitt 1.552 Euro. Das heißt, dass für die territorialen Verträge die Prämien weniger als die Hälfte der höchsten Steuerbefreiung darstellen, die Tarifverträge entsprechen hingegen einem zusätzlichen Monatsgehalt. Es gibt noch viel zu verbessern. Das Problem besteht darin, dass die Vergütungsstruktur der Verträge in der unselbstständigen Erwerbstätigkeit von festen Positionen beherrscht wird. Das Gehalt steigt im Verhältnis zum Alter, statt im Verhältnis zur Produktivität des Arbeitnehmers. Je schwieriger gestaltet sich die Verhandlung eines Vertrags auf nationaler Ebene, desto weniger Platz wird der Unternehmensverhandlung gelassen. Ein Wechsel könnte aber der Vertragsvergleich zwischen Unternehmen und Gewerkschaften darstellen.
Giorgio Pogliotti, Il sole 24 ore, 13. Dezember 2016
Übersetzung: Angela Farucci